Wie initiiere ich ästhetische Bildung bei Kindern und Jugendlichen, um sie als kreative Individuen ideal auf ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben vorzubereiten?
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher am Rhein Maas-Berufskolleg setzen sich während ihrer gesamten 3jährigen Ausbildung mit dieser Fragestellung auseinander und finden nicht zuletzt Antworten im Lernfeldbereich „Ästhetische Bildung und Kunst“. Hier geht ihnen spätestens am Ende ihres 1. Ausbildungsjahres „ein Licht auf“ und sie erkennen, dass Kreativität viel mehr als Malen und Basteln, sondern eine Schlüsselkompetenz in der Gesellschaft bedeutet, die bei Kindern und Jugendlichen nicht früh genug gefördert werden kann.
Doch wie kann ich diese Kompetenz im Kleinen fördern? Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür liefern die aktuellen Ergebnisse des Online-Unterrichts im Lernbereich „Ästhetische Bildung und Kunst“ der Klassen SFS01 und SFS91.
Nicht erst seit den Einschränkungen der allgemeinen Freizeitgestaltung im Zuge der aktuellen Pandemie „schießen Anleitungen wie Pilze aus dem Boden“, welche scheinbar besonders kreative Produkte hervorbringen. Ob die Ausführung einer solchen Idee jedoch tatsächlich kreativ ist, zeigt sich erst, wenn der individuelle Arbeitsprozess und das zugehörige gestalterische Produkt genauer betrachtet werden. Im Grunde kann erst von einer kreativen Leistung gesprochen werden, wenn eigene Lösungen gefunden und umgesetzt werden und hierfür sind Freiräume wichtig.
Die einfache Anleitung für ein Karnevalsmonster in einem Online-Forum gab sowohl in der Unterstufe (SFS01) als auch in der Oberstufe (SFS91) den Anlass, diese theoretischen Aussagen zur Kreativität in der Praxis zu überprüfen. Die Grundlagen der Anleitung wurden überprüft und hinsichtlich des Materials, der Grundform sowie des Themas und Ausdrucks eines „Monsters“ entsprechend offener gestaltet, sodass die Studierenden der Fachschule des Sozialwesens ihre individuellen Ideen und Kenntnisse im Bereich der Ästhetischen Bildung zum Ausdruck bringen konnten. Die Gestalt des Monsters erschien an dieser Stelle ideal, da kaum ein anderes Wesen der menschlichen Phantasie so vielfältig ausgestaltet werden kann: Hat ein Monster überhaupt Augen und wenn, wie viele? Läuft es auf Beinen durch die Welt oder hat es ganz andere, zunächst kaum vorstellbare, Fortbewegungsmöglichkeiten? Und in welchem Kontext kann uns ein Monster begegnen und in welcher Stimmung ist es dann? Diese und weitere Fragestellungen führten schließlich zu einer Vielfalt von Ergebnissen, welche schließlich deutlich machten, was Kreativität eigentlich ist: In Aktivität umgesetzte Phantasie, welche je nach Erfahrungen und Kenntnissen eines Menschen sehr unterschiedlich ausfällt.