Am Rhein-Maas-Berufskolleg trafen sich im November 2019 17 Personen aus 5 EU-Staaten, um „Competences requirements for wholesaler and foreign traders in Europe“ zu besprechen und zu erarbeiten. Bei dem Projekt, das Teilnehmer aus Bulgarien, Frankreich, Österreich, Slowenien und Deutschland zusammenführte, handelt es sich um ein auf zwanzig Monate angelegtes Erasmus+-KA2-Projekt, das von der Europäischen Union gefördert wurde.
Das Projekt verfolgte zwei Ziele:
1. Arbeitnehmerfreizügigkeit – also das Recht von EU-Bürgern, überall in der EU arbeiten und leben zu dürfen, ohne dass es dazu besonderer Genehmigungen bedürfte – ist neben dem freien Warenverkehr, dem freien Kapitalverkehr, dem freien Dienstleistungsverkehr und der Niederlassungsfreiheit von Unternehmen, eines der grundlegenden Prinzipien der Europäischen Union. Um von ihr sinn-voll Gebrauch machen zu können, müssen Arbeitnehmer bzw. Auszubildende wissen, was sie im Ausland können und welche Kompetenzen sie haben müssen, um dort ihren erlernten Ausbildungsberuf mit Erfolg ausüben zu können. Fachleute der o. g. Länder in der Ausbildung von Kaufleuten im Groß- und Außenhandel haben sich daher zusammengefunden, um festzustellen, wo die Prü-fungsanforderungen und Kompetenzen ähnlich oder zumindest vergleichbar sind und werden einen Pool an Aufgaben und Lösungen erstellen, der am Ende allen Interessierten auf der Plattform der EU digital zur Verfügung stehen wird.
2. Auszubildende sollen – unabhängig davon, ob sie später einmal im Ausland arbeiten möchten – diesen Pool auch zur Prüfungsvorbereitung nutzen können. Deshalb werden Aufgaben und Lösungen sowohl in Englisch als auch in der jeweiligen Muttersprache auf der Plattform eingestellt. Ein Auszubildender kann z. B. die deutsche Version anklicken, um sich auf die Prüfung vorzubereiten, und er kann – wenn er beispielsweise in Slowenien tätig sein möchte – dieselbe Frage in der slowenischen bzw. der englischen Version anklicken, um zu erfahren, wie die Lösung der angeklickten Aufgabe in Slowenien wäre.
Obwohl die Ausbildungssysteme der projektbeteiligten Länder oft deutlich voneinan-der abweichen, zeigten sich die Teilnehmer/-innen zuversichtlich, die beiden gesteck-ten Ziele erreichen zu können. Sie erstellten daher bei diesem ersten Kick-Off-Treffen einen konkreten Arbeitsplan.
Auf deutscher Seite sind die in der Ausbildung von Kaufleuten im Groß- und Außenhandel und Europakaufleuten tätigen Fachleute Ellen Sengstock, Anne Jupsa, Sabine Mroch und Erwin Bauschmann beteiligt gewesen. Natürlich darf bei einem solchen transnationalen Treffen auch die Begegnung mit den Menschen und der Kultur des gastgebenden Landes nicht fehlen. Die Besucher zeigten sich sehr angetan vom Liebreiz unserer Stadt Kempen und äußerten sich auch sehr lobend, wie freundlich sie in den Geschäften bedient worden seien. Ein gemeinsames Abendessen rundete damals im Kemp’schen Huus das Arbeitstreffen ab.
Corona19 verhinderte leider weitere geplante transnationale Treffen, sodass das europäische Team fast ausschließlich digital kommunizieren musste, gleichwohl endete im Mai 2021 das Projekt wie geplant mit einem Pool an Aufgaben und Lösungen, der in Zukunft durch Beiträge anderer Partner EU-weit ausgebaut werden kann. Zur Zeit liegt der Abschlussbericht zur Begutachtung bei der zuständigen Nationalen Agentur. Nach Abschluss der Begutachtung werden die Resultate auf der Verbreitungsplatt-form E+PRP der Europäischen Kommission veröffentlicht. Bereits jetzt können Lehrende und Lernende auf den Aufgabenpool zugreifen. Alle Resultate dürfen unter gleichen OEM-Lizenz-Bedingungen von jedermann genutzt und weiter verbreitet werden.